Tennis Herren 30 II: Saisonbericht

 

Die Saison 2016 endete für mich persönlich in einem Desaster: Mein geliebter Tennisverein, die „Tennisfreunde Gernlinden“ lösten sich auf und mein großartiges Team zerstreute sich in alle Winde. So tragisch diese Geschichte auch war, so eindeutig waren für Stefan Köhler und mich die sich bietenden Optionen. Als langjährige Hockeyspieler des HC Wacker war die hiesige Tennisabteilung natürlich unsere erste Wahl; nur wohin dort mit uns? Für die ersten Herren zu schlecht, für die ersten Herren 30 viel zu schlecht, für die 2. Herren zu alt und für die Herren 40 zu viele. Daher fragte ich vorsichtig beim Ranfti an, ob er irgendeine Verwendung für uns sähe. „Selbstverständlich“ sagte er, schließlich sei jedes zahlende Tennismitglied immer willkommen. Davon abgesehen hätte er da aber gerade 5 Jungs vom MSC an der Hand, die ebenfalls auf der Suche nach einem neuen Verein wären. Das wären super Jungs, sagte er, stark am Glas aber auch aufm Court nicht ganz blind. Zusätzlich wurden mir noch zwei interne Mitglieder ans Herz gelegt, die zwar noch nie / sehr lange nicht mehr an einer Punktspielsaison teilgenommen hätten aber auch lustig wären und spielerisch viel Potential mitbrächten.
Dementsprechend trafen wir uns alle einmal, stellten fest, dass es zu passen schien und klärten, warum man als fast komplettes Team den MSC verlässt: Die Zustände dort seinen etwas chaotisch, erfuhr ich, Spieler wurden vergessen zu melden und die Aufstellung würde jede Woche optimal auf eine einzelnen Person zugeschnitten.
Also gründete sich aus diesem Haufen für die Saison 2017 die neue Herren 30 II. Liga: 1. Bezirksklasse, Saisonziel: Aufstieg!
Die Saison rückte näher, die namentliche Meldung wurde öffentlich, zwei Mann fehlten. Daniel Knoth und Christoph Küster hatten es leider nicht ins Team geschafft; vermutlich ein brillanter Schachzug vom Ranfti, um den MSC-Wechslern durch gewohnte Verhältnisse den Umstieg zu erleichtern. Neues Saisonziel: Zwei angenervte Teammitglieder bei Laune halten.
Beim ersten Saisonspiel in Wolfratshausen ging es dann aber endlich ums Sportliche und jeder Einzelne spielte gleich seine individuellen Stärken aus: Unsere Nummer 1, Henrik Nyhuis, fuhr einen ungefährdeten Sieg ein, indem er seinen Gegenspieler durch die komplette Palette seiner Aufschlagvarianten entnervte: Kick-Aufschlag auf die Rückhand gefolgt von Kick-Aufschlag auf die Rückhand.
Noch schlimmer erwischte es nur den Kontrahenten von Stefan, der bis zu seiner 5:1-Führung einem souveränen Erfolg entgegen steuerte; dann jedoch stellte Stefan taktisch um: von Tennis auf eine dem Federball nachempfundene Sportart, bei der es wichtig ist, den Ball möglichst senkrecht Richtung Himmel zu dreschen. Beim Spielstand von 5:7 und 0:4 warf der Gegner schließlich das Handtuch.
Auch Hani „Iceman“ Kilech präsentierte gleich seine herausragende Fähigkeit. Mit einem Trainingsrückstand von gefühlt 8 Jahren wechselte er zwar teilweise innerhalb eines Ballwechsels mehrfach zwischen Genie und Wahnsinn, am Ende gewann er den Match-Tiebreak jedoch nervenstark mit 10:8, wobei er sich noch den Luxus erlaubte, um des lieben Frieden Willens jeden Ball seines Gegenübers als „gut“ zu geben, solange er zumindest innerhalb des umzäunten Areals einschlug.
Einzig Newcomer Heiko Krämer enttäuschte auf ganzer Linie. Obwohl er bereits einige Monate zuvor von Badminton auf Tennis umgesattelt hatte und sein allererstes Punktspiel in seinem Leben bestritt, verlor er glatt und war danach zu Recht zutiefst betrübt. Insbesondere beschäftigte ihn, dass er das Team im Stich gelassen habe. Glücklicher Wiese konnten wir ihm sensibel beibringen, dass keine Sau auch nur einen Punkt von ihm eingeplant hatte.
Unterm Strich ging die Auftaktpartie mit 6:3 an uns, wodurch die Saisonziele umgehend ein weiteres Mal angepasst wurden: Aufstieg!
Daher wurde im zweiten Spiel gegen Dachau auf zwei Positionen getauscht: Herren-40-Gastspieler Ali Hijazi und Wieder-Einsteiger Andreas Rabe, der sein letzten Punktspiel mit Holzschläger und Darmseite bestritt, ersetzen Kilech und Krämer. Die Begegnung endete mit 7:2 zu unseren Gunsten, wobei insbesondere die Leistung von Andreas herauszuheben ist, der mit zwei Punkten die optimale Ausbeute einfuhr.
Das erste Heimspiel der Saison gegen die stark eingeschätzten Jungs von Grün-Gold stand dann aber zunächst unter keinem guten Stern; der Käpt´n fuhr dilettantischer Weise mitten in der Saison in den Urlaub und auch sonst sah die Personaldecke dünn aus. 24 Stunden vor dem ersten Aufschlag bestand der Kader erst aus 5 Leuten bis plötzlich 1.Herren-30-Stammspieler Jan Mai mit seiner Bereitschaft auszuhelfen nicht nur das Team vervollständigte sondern auch auf ein komplett anderes Niveau hob. Dank seiner Beteiligung wurde ein weiterer 6:3-Sieg eingefahren. Nicht unerwähnt möchte ich allerdings die Performance von Heiko lassen, der mit 7:10 im Match-Tiebreak den ersten Sieg seiner noch jungen Karriere denkbar knapp verpasste.
Es folgte ein 7:2 über Thalkirchen, bei dem insbesondere unsere nominelle Nummer 2, Manuel Moser einen sehr starken Auftritt zeigte und souverän gewann. Das Spiel von Manu besticht dabei im Wesentlichen durch drei Komponenten:
1. Er läuft pro Match weniger als 150 Meter – und da sind die Seitenwechsel schon eingerechnet
2. Jeder Ball muss mit mindestens 240 km/h gespielt werden – auch Volleystops
3. Er ist vom ersten bis zum letzten Punkt komplett unzufrieden mit sich und der Welt – völlig unabhängig von Gegner, Umständen und Spielverlauf
Für die vorletzte Begegnung in Ramersdorf entschieden wir nach langer Überlegung schließlich, uns auf Kosten eigener Spieler vorne zu verstärken und konnten Herren-40-Waffe Stefan Balz verpflichten, der sich sofort bereit erklärte, uns zu unterstützen. Dieser Zug sollte sich als ausgesprochen wichtig und richtig herausstellen. Während ich gegen die griechische Variante von Goran Ivanisevic unter die Räder kam, konnten Henrik und Hani ihre Einzel mit 14:12 und 11:9 für sich entscheiden und auf einen Zwischenstand von 3:3 stellen. Für die Doppel erwischten wir dann nicht nur eine optimale Aufstellung, sondern konnten auch auf die ganze Qualität vom Baltzi zählen, dem es gelang, mit mir das Zweier-Doppel zu gewinnen. Den fünften Punkt fuhren Hani und Doppelgott Christoph Gödde an Drei ein. Wobei hinzuzufügen ist, dass Christoph teilweise mit unlauteren Mitteln agiert, da er eine unfassbar starke Rückhand vorzuweisen hat. Ein Umstand der in der 1. Bezirksliga beinahe als unsportlich gilt.
Somit war klar, dass wir für den Saison Höhepunkt gegen die bis dahin ebenfalls ungeschlagenen Sportskameraden aus Lochhausen alles aufboten, was der HC Wacker zu bieten hatte. Der Dank geht dabei ein weiteres Mal an Stefan Baltz, der nicht nur erneut antrat sondern auch noch seine zwei Kollegen Christian Caroli und Flo Ertl akquirieren konnte. Alle drei fuhren auch die erwünschten Ergebnisse ein, wobei mindestens ein halber Matchpunkt durch Christian Ranft erzielt wurde, der Christian Caroli aus seinem kleinen Zwischentief zu einem 3:6, 7:6, 10:8 coachte. Den vierten Punkt verbuchte selbstverständlich Henrik-Saisonbilanz-6:0-Nyhuis. Bereits entschieden wäre der Aufstieg gewesen, wenn sich Christoph nicht Ende des zweiten Satzes den kompletten Fuß zerstört hätte. Zwar spielte er trotz Außen- und Syndesmoseband-Verletzung tapfer zu Ende, kam über ein 7:5, 3:6, 5:10 aber nicht hinaus. Ebenso wäre es theoretisch denkbar gewesen, dass ich in meinem Einzel nicht agiert hätte wie der erste Mensch, aber aus 40 Jahren Lebenserfahrung muss ich einsehen, dass diese Option leider nicht immer besteht.
Sensationell wurde es dann bei der Terminierung der Doppel. Aufgrund diverser Regenunterbrechungen war der Tag bereits so weit fortgeschritten, dass sich Lochhausen (nicht völlig zu Unrecht) weigerte, die Partien noch anzufangen. Kaum 23 Telefonate mit potentiellen Spielern und der Staffelleitung sowie gut zwei Stunden interner Beratung später stimmte Lochhausen schließlich unserem ersten genannten Termin zu. Aber zumindest hat sich dieser Aufwand vollumfänglich gelohnt. Wenige Tage vor der Austragung bekam ich eine Whatsapp, man habe sich nun doch dazu entschieden, nicht anzutreten; samt Glückwunsch zum Aufstieg.

2018 treten wir somit in der Bezirksliga an und ich bin ausgesprochen optimistisch, dass wir mit dieser Truppe plus den beiden Neuzugänge Marko Bokan und Leo Pöttinger, so denn alle gemeldet werden sollten, wieder viel Spaß und den einen oder anderen Erfolg erleben werden.

Schammes