Hockey – Mädchen D – Spieltag Verbandsliga 2 vom 14.07.2019
Der Verbandsliga-Spieltag der Mädchen D 3 am vergangenen Sonntag begann mit ausgesprochen schwierigen Fragen: Wie würde das Wetter und wie viele Sätze Klamotten sollte ich meiner Tochter einpacken? Ich beantwortete die Fragen für mich mit „wechselhaft“ und „möglichst viele“ und fühlte mich damit gut gerüstet. Zudem reisten wir absichtlich über eine Stunde zu früh an, um einerseits noch den Damen und Herren der Tennisabteilung zuschauen zu können, die versuchten Gegner und Wetter zu trotzen und anderseits dem Zorn der Barbara G. zu entgehen, die als Headcoach der Mädels eine Null-Toleranz-Linie gegenüber Eltern fährt, die ihre Sprösslinge auch nur 3 Sekunden zu spät zum Treffpunkt abliefern.
Und die frühe Anreise machte sich absolut bezahlt: Zunächst wurde ich Zeuge, wie sich Martins Gegner im körperlichen Alter von 19 nach seiner Niederlage vor Wut sein T-Shirt zeriss. Eine Szene, die ich zuletzt in der 80er-Jahre-Serie „Hulk“ bewundern konnte; nur das dieser wenigstens noch eine anständige Frisur trug anstatt sich einfach ein totes Frettchen auf den Schädel zu nageln.
Und im weiteren Verlauf durfte ich Rollos Einzel verfolgen, dass derart hochklassisch war, dass Djokovic und Federer später auch nicht viel besser aussahen. Was ebenfalls beide Partien gemein hatten: der falsche hat gewonnen.
Vor allem aber sah ich Hanna G. ca. 18 Minuten nach Treffpunkt ihre Tochter Sophia auf die Anlage führen und dachte mir: „Respekt, die traut sich was“. Sie versuchte zwar, die Schuld noch irgendwie dem MVV in die Reifen zu schieben, aber nach meiner Einschätzung basierte Barbaras Nachsicht einzig auf der Tatsache, dass Hanna heute Geburtstag hat; Herzlichen Glückwunsch!
Der Rest war selbstredend pünktlich und nachdem das vorangehende Knaben-B-Spiel vorbei war, wir die ca. 6 Tonnen schweren Holztore postiert und Schavi mit viel Liebe die Spielfeldbegrenzung sinus-förmig auf den Kunstrasen drappiert hatte, wartete mit ASV 4 der erste Gegener. Doch Wacker war von Beginn an überlegen und presste zwischenzeitlich in der Formation 0 – 4 sehr hoch. Der Lohn war ein ausgesprochen überzeugendes 11:0, in dem sämtliche Routiniers teils mehrfach trafen und auch der Nachwuchs (Sophia, 2.Spieltag und Nina, Pflichtspiel-Debut) eine sehr gute Figur abgaben. Auch Ex-Bundesligaspieler Schavi war beeindruckt und fühlte sich an die Mini-Zeiten seiner Tochter erinnert: „Junge, Junge, das ist ja ein Ergebnis wie zu Zeiten der „Ära Lenny““.
So waren denn auch fast alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Auftakt; nur Sarah sah sich von der Trainerin ungerecht behandelt, weil sie ihrer Meinung nach zu wenig Spielzeit abbekommen hatte. Ich musste ihr vollumfänglich zustimmen und vermutete, dass die Trainerin sie einfach nicht leiden könne. Besonders positive empfinde ich aber, dass es eine alte Tradition aus meiner Kindheit bis in die Moderne geschafft hat: In der Sekunde der Auswechslung muss dem Trainer sofort folgende Frage gestellt werden: „komm ich nochmal rein?“
Mit den Grasshoppers 2 aus Höhenkirchen wartete in Spiel 2 dann aber ein anderes Kaliber. Die Anzahl der Spielerinnen mit dem älteren Jahrgang 2011 war mit 5 deutlich höher als bei Wacker; die waren nämlich alle Jahrgang 2012 mit Ausnahme von Sarah – sie ist ein Jahr jünger. Und Wacker legte auch gleich einen Fehlstart hin – noch vor der Begrüßung; dort fiel nämlich plötzlich auf, dass sie sich auf der falschen Seite aufgestellt hatten und Team-Masskotchen Ha-Se-Wacker nun neben dem falschen Tor saß. Zwar drehten sch die Mädels daraufhin kurzer Hand einfach um und kehrten ihren Gegnerinnen den Rücken zu, in der Hoffnung, dass diese jetzt einmal um alle Wacker Spielrinnen rumlaufern würden und somit die Seiten wechseln, aber diese lustige Idee wurde von Höhenkirchen eiskalt ignoriert. Ein Umzug des Plüsch-Hasen konnte die Situation aber schließlich retten.
Im Spiel gelang Wacker dann eine relativ frühe Führung, nach je einem weiteren Treffer auf beiden Seiten blieb das Spiel aber lange offen, so dass sich auch Barbara genötigt sah, härter durchzugreifen: „Hannah, du spielst Verteidigung! Ich meine das ernst!“. Ein Zusatz, den ich zu meiner aktiven Trainer-Karriere nicht in meinem Sprachschatz hatte – hätte mir manchmal vielleicht einige Missverständnisse erspart.
Die Partie wurde schließlich durch eine feine Einzelleistung entschieden: Marie fing als linker Verteidiger den Ball ab, indem sie in David-Lindemann-Gedächtnis-Manier ihre Gegenspielerin im richtigen Zeitpunkt überholte, dann zunächst die linke Außenbahn entlang zog um vorne angekommen im Sprint die Seite zu wechseln und schließlich unbedrängt zum Endstand von 3:1 einschieben zu können.
Im dritten Spiel stand dann das Duell mit Grünwald 3 an, die einerseits die höchste Quote an 2011-Spielerinnen aufs Feld schickten, andereseits aber auch eine junge Dame dabei hatten, die exakt halb so groß wie ihre Koleginnen war. Da es zu diesem Zeitpunkt in Strömen regnete, zog ich es vor, das Spiel aus dem geschützen Auswechselhäuschen zu beobachten und die Kinder anzupöbeln, sie sollen sich gefälligst nicht so anstellen, sie seien ja nicht aus Zucker. Dort hatte ich das große Glück, zwischen der gesammelten Grünwald-Elternschaft zu sitzen und möchte zwei Zitate einfach mal komentralos weiterleiten: „Die sind ganz schön hartnäckig, die Kleinen“ und „Sophie, in dem Spiel müssen jetzt mal die Besten spielen, sonst haben wir gar keine Chance – das musst du jetzt auch mal verstehen“. Mit den „hartnäckigen Kleinen“ müssen in erster Linie Sarah und Sophia gemeint gewesen sein, die sich völlig schmerzfrei in alles warfen, was Grünwald anbot. Sophia spielte den gewonnenen Ball dann auch gerne mal richtung eigenes Tor, was zu völliger Hysterie rund um den Platz führte. Ich muss die Arme da jetzt aber mal verteidigen: da will man einmal den Ball aus dem Gewühl nach hinten passen, um über einen Seitenwechsel neu aufzubauen und schon rasten draußen alle aus.
Das Endergebnis von 3:0 spiegelt allerdings das Kräfteverhältnis nicht richtig wieder. Denn auch Grünwald hatte durchaus ihre Torchancen und ließ sich gegen Ende der Partie ein paar mal unglücklich auskontern.
Den Abschluss machte schließlich die Begegnung mit ESV 4, die von Ex-Mannschaftskammerad Max Wassertal betreut wurde und mit 6:1 für Wacker endete. Der schönste Moment war dabei, als Paula den Ball nach hinten spielte und dort die Verteidigerin den Ball auf die andere Seite passte. Mit diesem vorbildlich vorgetragenen Seitenwechsel konnten die Mädels in dieser Statisktik einen mehr aufbieten, als die ersten Herren bei meinem Gastspiel in Frankenthal.
So ging der Spieltag mit 4 Siegen aus 4 Spielen und einem Torverhältnis von 23:2 ausgesprochen erfolgreich zu Ende. Besonders schön dabei war zu sehen, dass diese Leistung nicht auf eine einzige, überragende Spielerin zurückzuführen war, sondern alle im Team ihren Teil dazu beitrugen. Sicher gehörte Emma heute zu den tragenden Säulen, da sie nicht nur sehr solide verteidigte, sondern durch den heute mehrfach zu beobachtenden „Emma-Move“ einige Tore beisteuerte; sie läuft dabei zunächst das rechte Tor an, wechselt dann im Vollsprint nahezu auf der Grundlinie die Seite und schiebt den Ball schließlich in vollem Lauf mit der Rückhand ins Tor. Aber auch Paula steurte durch einige Assists und Tore einen Anteil bei. Nina gab ein ganz hervorragendes Debut, war immer bei der Sache und gewann einige devensive Zweikämpfe. Sophia wusste vor allem durch ihre Unerschrockenheit zu gefallen und warf bei ihrem erst zweiten Spieltag ihre geschätzten 12 Kilo in jeden sich bietenden Zweikampf. In dieser Kategorie sticht die jüngste, Sarah, aber wie immer hervor. Sarah würde auch im ersten Damen Training nicht zurückstecken und konnte so sehr viel Bälle bereits in vorderste Linie gewinnen und in Tore verwandeln. Hannah wurde als Allrounder mal hinten und mal vorne gebraucht und wusste auf allen Positionen zu gefallen, solange sie denn die Ansagen ihrer Trainerin ernst nahm. Und Marie verteidigte als selbst ernannter Libero hinten sehr viel weg und bestach in erster Linie durch ein paar sehr schöne Pässe nach vorne. Wenn man bedenkt, dass zeitgleich die ganzen noch besseren (da ein Jahr älteren) D-Mädels von Wacker den MSC-Cup gewannen, darf man die Hoffnung haben, dass diese Jahrgänge dem Verein noch viel Freude machen werden.
Im Gegensatz übrigens zu den Tennis Damen und Herren, die beide mit 4:5 unterlagen.
Schammes