Tennis – 3. Herren 30 – 6.Spieltag
„Scheiß Tag. Scheiß Spiel!“. Diesem Zitat von Philosoph und Medienmogul N. Hyhuis müsste nicht viel hinzugefügt werden, um den vergangenen Spieltag gegen den Ausstellungspark München zusammen zu fassen. Dabei fing er eigentlich gar nicht so schlecht an: Anfang der Woche hatte ich noch 9 Zusagen und die große Aufgabe, jetzt eine Einzel- und Doppel-Aufstellung zu finden, die alle glücklich macht; das ist, ich kann es vorwegnehmen, nicht gelungen.
Nachdem mir David und Heiko mit nachvollziehbaren Gründen unter der Woche dann noch absagten, waren es am Ende Steffen, Gödde, Knoth, Manu, ich und Marco, die sich dem mit 10:0 Punkten vorbelasteten Gast stellten; Henrik war auf eigenen Wunsch nur fürs Doppel eingeplant.
Dass ich der Meinung war, die Umstellung von David auf Gödde nicht offiziell im Vorfeld zu kommunizieren, wurde mir selbstverständlich direkt von zwei Leuten vorgeworfen. „Waas?! Ich spiele jetzt erste Runde?! Das musst du mir doch vorher sagen; da muss ich mich doch ganz anderes ernähren!“ [Marco]. „Waas?! Der Gödde spielt jetzt vor mir?! Dann spiele ich ja wieder nur gegen sonen LK13er! Wie soll ich denn da meine LK verbessern?“ [Knoth].
Den Anfang machten aber ohnehin erstmal Christoph, Manu und Marco, der sich nicht groß anmerken ließ, sich im Vorfeld völlig falsch ernährt zu haben. 6:1 und 6:1 das Ergebnis nach sehr solider Vorstellung. Deutlich mehr zu kämpfen hatte Manu, bei dem leider abzusehen war, dass das 6:7 im ersten Satz auch gleichbedeutend mit dem Ende aller Kräfte war; es folgte ein 2:6 gegen einen Gegner, der Manus Laufbereitschaft früh erkannte und mit sehr vielen Stopps agierte.
Christoph hingegen war an einen Kollegen geraten, der eine recht individuelle Technik mitbrachte, was sich unangenehm mit seiner Linkshändigkeit kombinierte. Trotz der Teilnahme an sicher schon zwei Trainings diese Saison, brachte Gödde nicht die notwendige Sicherheit mit, um diese Partie für sich zu entscheiden. Wie man allerdings den ersten Satz im Tiebreak gewinnen und den zweiten 6:0 verlieren kann, bleibt wohl sein Geheimnis; im Matchtiebreak konnte er sich zumindest wieder steigern und verlor daher nur knapp.
In der zweiten Runde lief es auf meinem Platz genau so, wie ich mir das immer vorgestellt hatte: Der erste Aufschlag kam schnell, der zweite sicher, genauso wie sie Slice Rückhand, sofern sie denn überhaupt gebraucht und nicht leichtfüßig umlaufen wurde, um durch überragende Vorhand Inside Out Schläge ersetzt zu werden. Ja, es war wirklich schön, meinem Gegner zuzusehen. Mein Spiel war bis auf zu viele Doppelfehler eigentlich auch gar nicht so schlecht, aber das 1:6 und 1:6 konnten auch diverse Coaching-Tipps vom Rand nicht verhindern. „Du musst mehr hohe Bälle spielen, mit denen kommt er nicht klar“ [Leo]. „Brich seinen Rhythmus, spiel mehr Slice“ [Henrik]. „Feeeeeeeeesteeeeeeeeeeer“ [Marco].
Den letzten Tipp befolgte zumindest Daniel im Match gegen seine ihm völlig unwürdige LK 13. Seine bewährte Spielstrategie „jeder so fest er kann“ setzt dabei unbedingte Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten voraus, die sich über den Tag hin von „gewaltig“ (vor dem Spiel) über „solide“ (erster Satz) zu „jämmerlich“ entwickelt, je näher es einem möglichen Championstiebreak geht. Dieser Punkt war diesmal bei 6:3 1:2 erreicht. Die logische Konsequenz: 6:3 2:6 4:10. Faszinierend. Nächte Woche werden wir aus psychoanalytischer Forschungsneugier versuchen, ihm bereits beim Stand von 1:1 im ersten Satz klar zu machen, dass er diesen auf gar keinen Fall verlieren darf, wenn er einen Matchtiebreak vermeiden möchte.
Auch Steffen war mit sich und der Welt etwas unzufrieden, was sich von seinem Gegner allerdings nicht unterschied. Dessen Zwischenresümee „Not gegen Elend“ würde ich zwar unter Jammern auf hohen Niveau einsortieren, aber ich muss zumindest zustimmen, dass Steffen tatsächlich auch noch besser spielen kann. Im Gegensatz zum nervlichen Wrack Daniel kann er aber zumindest einen Matchtiebreak gewinnen; 6:2 6:7 10:4.
Der üblichen Diskussion, mit welcher Aufstellung wir die Doppel angehen würden, kamen diese Woche noch drei Variablen hinzu: Wer rutsch raus, um Henrik spielen zu lassen, sollte Leo für mich einspringen und in welcher Reihenfolge spielen wir überhaupt, denn unsere fünfeinhalb Plätze ermöglichen eben nur fünf Doppel zu spielen, von denen drei bereits von den parallel spielenden 2.H30 belegt waren. Manu fand sich sehr schnell als Freiwilliger um auszusetzen, was Chefstratege und Motivations-Guru H. Nyhuis zu folgender Aussage verleitete. „Mit Steffen und Knoth, Marco und mir sowie Gödde und Leo hätten wir drei bockstarke Doppel“. Schönen Dank auch. Dank Leos Höflichkeit sowie meiner Selbstüberschätzung spielte dann aber doch Gödde mit mir an drei. Dort traf ich wieder auf meinen Einzelgegner, der nun noch einen Kollegen neben sich stehen hatte, der ein ähnliches Niveau hatte. Es entwickelte sich ein für mein Verständnis ordentliches Spiel, dass unter Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren aufgrund eines entscheidenden Details verloren ging: mir. Dabei spielte ich, bis auf zu viele Doppelfehler, auch hier nicht schlecht, aber alle anderen drei auf dem Platz waren halt einfach besser. Leider war Christoph nicht so viel besser, als dass er das Match alleine hätte gewinnen können.
Auf dem Nebenplatz erreichten Daniel und Steffen soeben den Matchtiebreak, was die spannende Frage aufwarf, wer sich durchsetzen würde: Daniel oder Steffen. Am Ende hatte Knoth knapp die Nase vorn und konnte auch diesen Championstiebreak verlieren. Eventuell sollte er sich zum Thema „Selbstbewusstsein“ mal mit 2.H30-Kollege Jonas Schäfer unterhalten, der bzgl. Der knappen Platzressourcen mit der ihm eigenen Bescheidenheit auf dem Weg zum Court verlauten ließ: „Platz 2 wird als erster frei. Wir brauchen nicht lang“. Allerdings war das vor dem Match und da rangiert Knoths Selbstverständnis ja in ähnlichen Sphären. Der Unterschied zwischen LK 7 und LK 12 ist dann bloß, dass Jonas tatsächlich als erster sein Doppel siegreich beendete.
Kurz vor Einbruch der Nacht, denn selbstverständlich nahmen wir auch noch einen 30-minütige Regenunterbrechung mit, schlossen dann auch Henrik und Marco ihr Match wenig erfolgreich mit 4:6 6:7 ab. In Anlehnung an Catos Auftritte im römischen Senat kann ich mich nur jede Woche wiederholen: Wir brauchen mehr Tennisplätze und einen Sportpsychologen.
Henriks Eingangs erwähntes Zitat bezog sich aber nur zu 50% auf den Umstand, dass wir heute sechs von neun Tiebreaks verloren haben; viel, viel schwerer wiegt die Tragödie, dass uns mit Hani Kilech, der extra nochmal mit Familie angereist war, eines unsere allerbesten Mannschaftsmitglieder auf wie neben dem Platz verlässt. Die Aufarbeitung dieses Dramas würde den Spielbericht jedoch überschatten und erhält daher einen eigenen Artikel.
Schammes