Tennis – 3.Spieltag Herren 30 II gegen TuS Alztal Garching (08. Dez. 2018)
3.Spieltag Herren 30 II gegen TuS Alztal Garching (08. Dez. 2018)
Midlife-Crisis [ˈmɪdlaɪ̯fkraɪ̯sɪs]: „Mit dem Begriff Midlife-Crisis (englisch für „Lebensmittekrise“) meint man einen psychischen Zustand der Unsicherheit im Lebensabschnitt von etwa 40, 45 bis Anfang 50 Jahren“ [Quelle: Wikipedia]
Midlife-Crisis: „Wenn man mit 41 Jahren meint, man müsse mittags an einem Hockeyspiel teilnehmen, um danach noch zu einem Tennisspiel zu fahren“ [Quelle: Meine Freundin]
Lebensmittekrise hin oder her: Irgendeiner muss ja auflaufen. Und entgegen meiner vagen Befürchtung aus Spieltag zwei, dass sich die Zahl der Zusagen weiter in einem Maß steigern würde, dass ich regelrecht Spielern absagen müsse, hatten wir exakt wieder vier Freiwillige gefunden. Zwei darunter lauteten in Etwa: „Nur wenn ich muss“ und „Ich muss nicht zwingend“. Während ich noch darüber sinnierte, ob ich einen dieser beiden Kandidaten gegen Karsten aus der 2. Herren tauschte, der zwar eigentlich nicht zum direkten Kader der 2. Herren 30 gehört, dafür aber wenige Tage zuvor seine völlige Motivation für einen Einsatz ansprach, erreichte mich eine Nachricht von Manu: „Hab mir beim Kochen die Pfoten verbrannt. Ist noch unklar, ob sie den Arm retten können“ [Quelle: Meine Erinnerung grob wiedergegeben]. Somit war also entschieden, dass Karsten ohnehin an Board war. Beim Versuch, ihm diese Nachricht umgehend telefonisch mitzuteilen, begrüßte mich seine Aura kurz vor dem Übertritt ins Jenseits; Diagnose: Männerschnupfen! Ungewiss, ob er Silvester 2019 noch erleben würde.
Dank meiner sehr guten Kontakte zur Spielervermittlung „Immele“ gelang es aber binnen Minuten Julian Fischer als vierten Mann zu verpflichten, der bereits am ersten Spieltag sein Können für dieses Team unter Beweis stellte. Der Kader stand, der Samstag konnte kommen.
Und der Samstag kam, wenn auch, wie alle Samstage im Jahr, viel zu spät innerhalb der Woche. Dafür begann er nach dem Aufstehen wie alle anderen Wochentage seit Anfang Dezember: Ich beobachte Marie beim Öffnen ihrer ca. 12 Adventskalender. Ich denke, nächstes Jahr besorgen wir ihr einfach 24 Adventskalender, dann ist der Sinn zumindest fast wieder erfüllt. Danach schnell das Frühstück reingewürgt, da eh schon wieder viel zu spät dran und Klamotten für den Tag gepackt: Hockey (für mich), Hockeybegleitung (Marie), Verpflegung während Hockeybegleitung (Marie), Tennis (mich), Weihnachtsfeier (mich), Weihnachtsfeier (Marie).
Selbstverständlich dauert das alles länger als gewünscht so dass ich schließlich um 12:10 punktgenau 10 Minuten zu spät beim Treffpunkt in der Gaissacher Halle aufschlug. Unter lautstarkem Protest meiner Tochter schob ich die Schuld dafür kurzerhand auf sie.
12:11 – 12:59: WarmUp fürs Hockeyspiel gegen ESV II.
13:00 – 14:15: ESV II 5:4 geschlagen, Tabellenführung übernommen.
14:16: Ich bin völlig im Arsch.
14:17: Anreise zum Tennisevent geklärt; TC Erding, 45 Minuten Fahrtzeit entfernt; bleibt also noch Zeit für ein isotonisches Spezi.
14:50 – 15:35: Anreise nach Erding.
15:58: Ich bin immer noch völlig im Arsch aber mein übermotivierter Gegner bläst zum Spielbeginn.
Immerhin konnte ich mich erinnern, gegen den selben Sportkammeraden bereits im Vorjahr entspannt gewonnen zu haben, weil er auf jeden Ball draufdrosch wie auf kaltes Eisen aber spätestens jeder zweite Versuch auf meiner Seite Minimum kopfhoch in der Wand einschlug. Es stellte sich ärgerlicher Weise heraus, dass er dieses Jahr die Bälle zwar ähnlich schnell allerdings deutlich akkurater spielte. Insbesondere der erste Aufschlag, der mit einer Quote von geschätzt 104% und einer Geschwindigkeit im mittleren dreistelligen km/h-Bereich bei mir ankam, machte mit ernsthaft zu schaffen. Zumal es bedeutete, dass ich auch meinen Einwurf nicht abgeben durfte, um nicht frühzeitig chancenlos zurückzuliegen. Den entscheidenden Coaching-Tipp erhielt ich dann von Julian, der meinte, derart schnelle Aufschläge würde er immer vor der Grundlinie blocken statt wie ich 12 Meter hinter dem Feld annehmen zu wollen. Ich hielt diese Idee zwar für gleichermaßen irrsinnig wie lebensgefährlich, aber objektiv betrachtet konnten meine Returns ohnehin nicht mehr erfolgloser werden. Also gab ich dem Spaß eine Chance und schaffte tatsächlich drei Breaks zum 6:4, 6:1
Parallel zu mir begab sich auch Herr Gödde auf den Court, wählte jedoch eine Sportart, die attraktivem Tennis deutlich näher kam als die Veranstaltung, an der ich teilnahm. Bei jedem Blick auf den Nachbarplatz konnte ich großartige, teilweise sogar herausragende Punkte bewundern. Mit 7:6, 7:6 fand das Match schließlich das verdient knappe Ende und mit Christoph den glücklicheren Athleten. Glücklich vor Allem über den Umstand, dass die Begegnung in der Hallensaison ausgetragen wurde. Denn selbst auf diesem schnelle Belag waren Ballwechsel und Match schon deutlich länger, als Christophs Grundlagenausdauer ansatzweise hergab.
In der zweiten Runde ereigneten sich dann Spektakuläres, Unfassbares und seit Bestehen dieser Mannschaft noch nie Dagewesenes: Henrik fluchte. Und er fluchte nicht leise vor sich hin, wie Homer Simpsons, der seine frisch eingekauften Revolver nicht umgehend ausgehändigt bekommt, sondern er fluchte wie einst Giovanni Trapattoni auf die Frage, warum Thomas Strunz nicht eingewechselt wurde. Und er warf seinen Schläger. Und er warf ihn nicht so vorsichtig kurz mal aufgedozzt und direkt wieder gefangen, sondern ehr wie Robert Harting 2012; nur weiter. Und es hätte wohl auch nicht viel gefehlt, da hätte er sich auch das Trikot in ähnlicher Weise zerrissen; wenngleich natürlich weniger aus Freude sondern eher aus Gründen durch die in erster Linie der unglaubliche Hulk berühmt wurde.
Der aufmerksame Beobachter konnte aus diesem Gebaren herauslesen, dass Henrik mit seiner Spielweise nicht vollständig zufrieden zu sein schien. Das Zwischenergebnis von 2:6 untermauerte diese These. Was LK-7-Henrik dann aber von beispielsweise LK-13-Christian unterscheidet – neben mehr Talent, stärkeren Nerven und besserem Spielverständnis – ist die Fähigkeit, im zweiten Satz dann einfach wieder Tennis zu spielen. Und beeindruckender Weise nicht sein üblich gutes Tennis, sondern eher sein üblich überragendes Tennis – offensiv, aggressiv, präzise, das schließlich in einem 2:6, 6:1 und 10:5 resultierte.
Deutlich weniger aufregend gestaltete Julian nebenan sein 6:2 und 6:4, wobei auch er seinen Unmut über sich im Allgemeinen und seine heutige Performance im Besonderen mehrfach zum Ausdruck brachte; wenn auch in deutlich zivilisierteren Maße als sein Nachbar.
Da wir im Anschluss auch die Doppel erfolgreich gestalten konnten, stand der abschließenden Weihnachtsfeier als Tabellenführer nichts mehr im Wege. Wobei sich hier teamintern deutliche Prioritätsunterschiede zeigten. Während ich mich bemühte, möglichst zügig zu Wacker zu kommen und zu hoffen, dass es noch etwas zu Essen gab, bemühte sich Gödde vorranging, möglichst zügig an Essen zu kommen und zu hoffen, dass es noch ein bisschen Feier gab. Sein Bemühen endete in einem kurzen Snack bei einem amerikanischen Feinkostladen, dessen Ausmaß ich an dieser Stelle kurz dokumentieren möchte:
Nachträglich stellte sich das natürlich als völlige Fehlentscheidung heraus, denn selbstverständlich gab es bei Bobo noch Buffet und noch selbstverständlicher war es um Längen besser, als alles, was es bei McDonalds zu kaufen gibt.
Schammes