Tennis – 3. Spieltag 2.Herren 30
Der Spielbericht zum 3. Spieltag der 2. Herren 30 wäre schnell geschrieben: „Siehe Spieltag 1“. Mit anderen Worten: Wetter war gut, ich war schlecht, wir haben 4:5 verloren.
Doch etwas mehr Text verdient unsere Reise zum bis dahin punktlosen TC Weilheim dann doch. Denn zunächst möchte ich meinem Team danken, dass es sich mein Genöle der der letzten beiden Wochen zu Herzen genommen hat und mir die undankbare Aufgabe abgenommen hat, einzelne Spieler aus einem großen Pool nominieren oder eben nicht nominieren zu müssen; für diesen Samstag hatten sich statt dessen exakt sechs Personen auf grün gestellt.
Eher negativ vorbelegt war dagegen bei mir persönlich das Reiseziel. Denn in Weilheim befindet sich eine Zweigstelle meines letzten Arbeitgebers, so dass ich beruflich hin und wieder dort auftauchen musste und jedes einzelne Mal aufs Neue erstaunt war, welch hohe Quote an völlig Wahnsinnigen ich dort antraf. Bis vor kurzem hatte ich den Grund dafür noch in einem zu schwachen Gen-Pool gesehen, wie man ihn häufig in von der Zivilisation abgeschnittenen ländlichen Gegenden vorfindet; mit den Erkenntnissen des Wochenendes muss ich die Ursache nun aber doch eher firmenintern suchen, denn die Jungs vom TC waren durch die Bank alle völlig in Ordnung. Ebenfalls ausgesprochen positiv präsentierte sich die Anlage des TC Weilheim. War ich bei der Anreise – von der Hauptstraße über eine kleine Umgehung auf eine Art Feldweg, an der Lichtung vorbei und bei den Rehen nochmal fragen – noch etwas nervös, gleich vor einem Rudel Wölfe zu stehen, eröffnete sich am Ende dieses Schleichpfads eine herrlich ins Grün eingebettete Tennis-Oase mit 9 Plätzen und einer sehr schönen Terasse vor dem Clubhaus. Einzig irritierend für Stadtmenschen war das konsequente Gezirpe und Gezwitscher der heimischen Fauna während des Matches. Dies war allersings sicher nicht der Grund, den wir als Ausrede für unser Abschneiden anführen können.
Dabei hatte die erste Runde eigentlich gut begonnen. Steffen war an Zwei gewohnt zügig und erfolgreich und konnte so noch eine Zeitlang das Rumgewürge auf meinem Platz beobachten. Er ging dann aber alsbald wieder mit der Ansage, Herrn Gödde unterstützen zu müssen, was sicherlich nur ein nachvollziehbarer Vorwand war, mein Gemurmel nicht länger ertragen zu müssen. Dort war ich nämlich an jemanden geraten, der eine gute Vorhand und einen soliden Aufschlag besaß. Mehr nicht, aber diese besserer Version von mir reichte auch schon völlig aus, um die Partie schlussendlich mit 11:9 im Match-Tiebreak für sich zu entscheiden. Um mich in diesem Elend nicht völlig alleine stehen zu lassen, solidarisierte sich Christoph mit mir und beendete seine Begegnung mit 8:10. Lediglich Marko hatte auf diesen Zirkus keine Lust und verlor lieber im regulären Tiebreak.
Blieben also noch die Partien von Henrik an Eins und David an Sechs, die, der geneigte Leser ahnt es schon, im Match-Tiebreak entschieden wurden. David orientierte sich vom Punkteverlauf her sehr lange exakt an mir, besann sich aber glücklicher Weise nocht rechtzeitig, dass ich keinesfalls zum Vorbild tauge und setzte sich am Ende knapp durch. Henrik hingegen hatte etwas Pech, dass er an einen Kontrahenten geriet, der ernsthaft Tennis spielen konnte. Dank LK5 und eigentlich in der H40-Bayernliga beheimatet bügelte er Henrik im ersten Satz mit 6:0 vom Platz. Aber ganz so sang- und klanglos wollte sich Henrik dann vor einer Rekord-Auswärtskulisse von 4,5 mitgereisten Fans, die auch noch größtenteils aus dem erweiterten Umfeld seiner Familie stammten, doch nicht geschlagen geben. Entsprechend besann er sich auf seine Fähigkeiten und konnte den zweiten Durchgang nicht nur für sich entscheiden sondern seinem Gegenüber damit auch akustisch warnehmbar den Spaß an der Veranstaltung nehmen. Bedauerlicher Weise war der jedoch in der Lage, sich gegen Ende des Spiels nochmal zusammen zu reißen und es schließlich mit 10:5 zu gewinnen.
Mit einer Tiebreak-Bilanz von 1:4 sammelten wir daher weitere, eindrucksvolle Argumente für eine Überlegung, die eigentlich lange abgeschlossen ist: Werner mag ein guter Trainer sein, aber was wir alle viel dringender bräuchten als einen guten Trainer, wäre ein guter Psychologe; oder Medikamente; wahlweise auch Drogen; ich würds ja sogar mit Alkohol probieren – der soll beruhigend wirken hab ich mal gehört – aber die Statistik meiner alkoholkonsumierenden Mitspieler ist ja nicht in dem Maße besser, dass das Erfolg verspricht. Eine kurze Rücksprache mit weiteren Spielern des HC Wacker hat zudem ergeben, dass dieses Problem mannschaftsübergreifend existiert. Über die Anschaffung eines Clubpsychologen sollte also ernsthaft nachgedacht werden. Kann ich das hier in dieser Form als Antrag für die nächste Jahreshauptversammlung einreichen?
Aber noch war ja auch nicht aller Tage Abend. Die Wahrscheinlichkeit, drei Doppel zu gewinnen, war zwar nicht sonderlich hoch, aber nachdem Weilheim es in der Vorwoche fertig gebracht hatte, drei Doppel zu verlieren, waren wir optimistisch, dieses Kunststück wiederholen zu können. Diese Sorge teilte offensichtlich auch der Gastgeber, denn er wechselte seinen Sechser aus; gegen einen neuen Zweier. Gerüchten zufolge hatte dieser am Saisonbeginn seine Einzel-Karriere aus finanziellen Gründen für beendet erklärt, nachdem er vor Wut zwei Schläger zerhackt hatte. Ich muss gestehen, dass ich diesen Charakterzug ausgesprochen sympathisch finde: anstatt seine inneren Dämonen verzweifelt zu bekämpfen, akzeptiert man sie einfach und zieht die entsprechenden Konsequenzen. Er könnte sich natürlich auch ein Beispiel an seinem Doppelpartner nehmen, der den Schläger lieber deutlich materialschonender in hohem Bogen in den angrenzenden Wald feuerte. Heldenhaft war dabei allerdings in erster Linie, dass er das Racket wieder aus dem Unterholz barg. Ein Manöver, dass ich mich aus Angst vor eventuellen Braunbären nicht getraut hätte.
Abgesehen sämtlicher Unbeherrschtheiten war diese Doppelpaarung allerdings ausgesprochen spielstark. Zum Glück hatten wir mit Henrik und Gödde zwei Gegenspieler aufgeboten, die zwar zunächst ein wenig Eingewöhnung brauchten (2:6), dann aber ihre konditionelle Überlegenheit (6:2) und schließlich ihre enorme Nervenstärke (10:5) ausspielten.
Ebenfalls erfolgreich waren Steffen und Marko im Zweier-Doppel. Einzig hinten sollte es sich dann natürlich nicht ausgehen, denn unsere Überlegungen, die wir im Vorfeld antraten, beruhten auf der Abwägung, dass das Dreier-Doppel des Gegners mit dem vorhanden Personal eher schwach besetzt sein würde, so dass „sogar David und Schammes“ das gewinnen könnten. Dabei sind wir beide im Doppel nicht grundlegend fehl am Platze, denn David verfügt über einen guten Aufschlag und Volley und ich zumindest meist über eine brauchbare Vorhand; nur hatten wir halt niemanden in unserem Pärchen, der des Mysteriums „Rückhand“ mächtig wäre. Als sich daher entgegen unsere Erwartung Markos Gegner (riesen Aufschlag) und Christophs Konkurrent (durch die Bank solide) auf den Court gesellten, erwog ich kurz, eben jenen gleich wieder zu verlassen. Da wir nun aber alle schonmal so nett zusammen saßen, das Wetter einen lauen Sommerabend bescherte und Weilheim ja auch ein Stück zu fahren war, beschlossen wir, unser Glück zumindest zu versuchen. Und entgegen meines Einzelauftritts war ich von unserer Doppelperformance durchaus positiv überrascht. Den ersten Satz verloren wir durch ein einziges Brake mit 4:6, den zweiten Satz konnten wir sogar noch länger offen halten, mussten uns aber auch dort schließlich mit 5:7 zufrieden geben.
Man könnte jetzt natürlich über Glück und Pech in Match-Tiebreaks philosophieren oder die Möglichkeiten des Gastgebers sich zu den Doppeln noch einmal zu verstärken. Aber unterm Strich muss auch einfach festgehalten werden, dass das Mannschaftsergebnis von 4:5 durchaus sehr stark von meiner persönlichen Bilanz begünstigt wurde, die in ESC-Kreisen heißen würde: „Chamier…..Zero Points“.
Nicht völlig unerwähnt lassen möchte ich aber die wirklich sehr nett gemeinten Aufbauversuche von Christoph, der mich immer wieder ermutigt, positiv zu denken und nach vorne zu blicken. Um ihm zu zeigen, dass seine Bemühungen nicht völlig umsonst sind, kann ich sagen, dass ich sehr zuversichtlich für unser Nachholspiel gegen den sehr starken TC Puchheim kommenden Montag auf heimischer Anlage bin. Zwar fehlt uns dort unser Spitzenmann Henrik, aber ich bin ebenfalls nicht dabei. Da wollen wir also mal sehen, wessen Einfluss stärker zum Tragen kommt.
Schammes