Hockey – Hamburger Team – ich hab dich schlenzen gesehen
Die Mädchen C und Knaben B des HC Wacker erleben 2019 ein besonderes Herbstferien-Camp im hohen Norden
Man musste die SpielerInnen der Wacker-Jahrgänge 2009/2010 weiblich und 2007/2008 männlich nicht zweimal fragen, ob sie zu Trainings- und Teambuildingszwecken zusammen in die ferne Hockey-Hochburg Hamburg reisen wollten. Die Tatsache, dass sie das auch wirklich konnten, ist einer erstaunlichen Teamleistung nicht nur der Mädels und Jungs selbst, sondern auch vieler anderer WackeranerInnen geschuldet.
Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt, sagt der Volksmund, unterschlägt dabei allerdings die vielen, vielen Stunden an Vorbereitung, die nötig ist, bevor es überhaupt losgehen kann – und die erbrachte in diesem Fall dankenswerterweise Barbara. Zahlreiche E-Mail-Aufrufe, Excel-Tabellen und arbeitsreiche Monate später konnten sich schließlich mehr als einhundert Reiselustige – Spielerinnen und Spieler, Eltern und Geschwister, Trainerinnen und Trainer – auf fünf perfekt organisierte Oktobertage in Hamburg freuen.
Wacker auf dem Weg nach Norden – es wurden Autos bepackt, Flugzeuge bestiegen und, von ganz Wagemutigen, Bahntickets gelöst, sie bildeten wohl die offenkundigste und am besten hörbare Fraktion der Reisegruppe, die sich sehr zahlreich und erfrischend früh am Samstagmorgen am Münchner Hauptbahnhof traf, um gemeinsam eine launige Sechs-Stunden-Fahrt im ICE anzutreten. Trotz erwähnter Vorbereitung und sorgfältigstem Abzählen geschah es wohl hier, auf Gleis 23, dass eine Wacker(?)-Spielerin (?) mit an Bord kam, die außer den Mädchen niemand auf der Rechnung zu haben schien. Sie hieß Cordula Grün…
Direkt vom Hamburger Hauptbahnhof ging es für 19 B-Knaben 30 C-Mädchen unter der Leitung ihrer jeweiligen Cheftrainer Björn-Alexander und Ralf ab zum Training – in den folgenden Tagen wurden die Vereine HTHC, THK Rissen, GTHGC und Club an der Alster für Übungseinheiten, Freundschaftsspiele und sogar ein Turnier besucht, und alle Clubs kümmerten sich als perfekte Gastgeber um die Exoten aus dem Süden. Weiterer Hockey-Support kam von den Avivos, die als Mannschaft die Reise nicht nur hinter den Kulissen förderten, sondern sich in Gestalt von Hubert, Sascha und Uwe auch vor Ort in den Hallen als Co-Trainer engagierten. Genauso wie wJBlerinnen Dilara und Liv: unverzichtbare und unermüdliche Trainerinnen, Betreuerinnen und Vorbilder für Advanced Hockey Skills wie Schlenzbälle ins Kreuzeck. Während der Spiele konnten die Mädels und Jungs aus Sendling nebenbei erleben, dass das Training daheim was nützt beziehungsweise selbst in Hamburg, was Hockey angeht, mit Wasser gekocht wird. Alles andere wäre in einer Stadt so voller Wasser allerdings auch verwunderlich.
So sportlich straff das Trainingsprogramm auch war, es blieb den SpielerInnen noch genug Zeit zum Abend hin, um gemeinsam die Perle Hamburg zu erkunden, mit Hafenrundfahrt, Besuch der Miniaturwelt und Musical-Abstechern kam da ein erstaunliches Programm zusammen, außerdem musste Vereinshilfe geleistet und der VfB Stuttgart ins Pokal-Achtelfinale gefiebert werden. Wohl dem, der sich ein Bett gebucht hatte – ob im Hotel oder der wohl schönsten Jugendherberge der Republik am Stintfang samt spektakulärem Blick über die Landungsbrücken am Hafen. Auch hier netteste Gastgeber, darüber hinaus leckeres Frühstück, große Auswahl an Tee (und, ja, auch Fruchtkonzentrat).
Während die SpielerInnen vernunftbegabt und erholungsuchend ihre Nachtruhe antraten, zeigten sich viele Erwachsene unausgelastet und wissbegierig, was Hamburgs Nachtleben angeht. Die Erkenntnisse grob zusammengefasst: Auch eine Jugendherberge kann eine ausgezeichnete Bar führen. Was im Dunkeln grünlich leuchtet, könnt‘ ein Nordlicht sein. Aber auch ein Heineken-Automat. Und: Nicht nur in der Deutschen Bahn, auch auf der Reeper-Bahn nachts um halb eins ist sie offenbar sehr gefragt, diese Cordula Grün…
So vieles gab’s noch zu entdecken für Kinder, Trainer und Eltern – die Elfi, den Fischmarkt, ein Chocoversum und das Schanzenviertel, portugiesische Schmankerl, Außenalster und Kunstgalerien – und so grandios, sogar was das Wetter angeht, präsentierte sich Hamburg, dass manch eine(r) schon vor der Abreise wehmütig wurde und Wohnungsannoncen für die Stadt an der Elbe abrief. Wer nicht das Haar in der Suppe, sondern die Freude am Vereinssport suchte, konnte von dieser Ferienreise nur begeistert sein – und verdankte sie allen voran den so mannschaftlich auftretenden Kindern. Aber natürlich auch den hochengagierten TrainerInnen sowie nicht zuletzt Menschen, die sich ins Zeug legten, um Sponsoring für die Reise aufzustellen, wenn sie es nicht gar gleich selbst übernahmen. Nicht zu vergessen helfenden Händen vor Ort wie Proviantfahrer Alex oder den Bahn-Flüsterern Denise und Georg.
Nach fünf fulminanten Tagen dann kurz Bilanz: niemand verloren, kaum Ausrüstungsschwund, keine Verwundungen – nur noch mal ganz lang Bahn. Und auf den allerletzten Metern doch noch eine unglückliche Verletzung, weiterhin gute Besserung, liebe Sophie! Davon abgesehen toller Sport in den Beinen, schöne Erinnerungen im Kopf, viel Sonne im Herzen. Und diese eine bohrende Frage im Ohr: wer nur ist diese mysteriöse Spielerin, die sich in der ganzen Stadt Hamburg nirgends auftreiben ließ? Falls jemand den Fall weiterverfolgen möchte – also: Sie hieß Cordula Grün…
Moritz Weber