1. Herren schaffen die große Überraschung und steigen in die 2. Regionalliga auf !!!
Ok, so ein Aufstieg in die 2. Regionalliga ist schön; aber nun gut, das haben vor den diesjährigen Wacker-Herren auch schon andere Mannschaften geschafft…. Um zu zeigen, daß es für den HC Wacker aber doch etwas wichtiges und vor allem besonderes ist, müssen wir ein paar Jahre zurück in die Vergangenheit gehen.
18. Februar 2007, Schweinfurt. Mit leeren Augen, gefüllt mit Wut und Traurigkeit, liegen vor der Kabine in einer Schweinfurter Sporthalle junge Buben im blauen Trikot auf den Boden. Es ist die männliche Jugend B des HC Wacker, die als Aussenseiter eine sensationelle Süddeutsche Meisterschaft gespielt und vor ein paar Minuten mit viel Pech das Spiel um Platz 3 verloren und damit die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft verpasst hat – darunter vier Kerle namens Jakob Zierer, Timi Lübbers, Simon Blaschke und Arturo Krauss…. Der Schreiber dieser Zeilen hatte damals die Gelegenheit, dem gesamten Turnier und besonders den Entscheidungsspielen beizuwohnen. Natürlich, den Erfolg gab es damals nicht, aber er sah die Wacker-Buben und dachte sich still und leise, das könnte was werden…
22. Juni 2013, Unterföhring. Es ist heiß und schwül. Hinter dem Kunstrasen liegen oder sitzen 16 Wacker-Herren traurig auf der Wiese, leere Augen, gefüllt mit Wut und Traurigkeit. 30-40 Meter entfernt, eine grün-graue Jubeltraube, Sekt- und Bierduschen. Es ist der ASV München, der mit einem 2:1 Sieg über Wacker den Aufstieg in die 1. Regionalliga Feld klar gemacht hat. Die Wacker-Herren deswegen traurig und wütend? Keineswegs – der Aufstieg war dem ASV zu gönnen; nur bedeutete diese Niederlage eben auch den ziemlich unglücklichen Abstieg der Wacker-Herren aus der Liga. Mit dabei auf der Wiese vier Wacker-Spieler namens Jakob Zierer, Timi Lübbers, Simon Blaschke und Arturo Krauss.
Zurück ins Heute – Sonntag, Mitte der zweiten Halbzeit: der ASV führt im Endspiel um den Aufstieg 4:1 gegen die Wacker-Herren – das Ergebnis somit noch nicht richtig bedrohlich (auf Grund des besseren Torverhältnisses durften die Wacker-Herren gestern mit bis zu fünf Toren verlieren), aber ein weiterer ASV-Treffer und es würde langsam eng werden.
Wacker-Trainer Stephan Köhler wechselt seine Blöcke bei eigenem Abschlag; auch das nichts besonders, das machte er auch in diesem Endspiel wie immer im drei- bis fünfminütigen Rhythmus, einfach um die gute Breite seines Kaders in einen konditionellen Vorteil umzumünzen.
Ein Pass, ein Dribbling, ein weiterer Pass, ein Schuss, ein Tor –
und die volle Halle an der Gaissacher Straße explodiert.
Normalerweise explodiert beim Oberliga-Hockey nichts, aber rein gar nichts! Aber hier springen gerade die Leute jubelnd von den Sitzen auf! Der 2:4-Anschluss-Treffer für Wacker bei einer Rest-Spielzeit von gut 15 Minuten ist sowas wie die Vorentscheidung; es wird klar – die Jungs steigen hier und heute auf.
Ich selbst bleibe sitzen in dem Trubel, denn ich muß schmunzeln. Ein Pass, ein Dribbling, ein weiterer Pass, ein Schuss, ein Tor?
Dazu braucht es vier Mann – auf dem Platz für Wacker stehen in diesem Moment neben zwei Mitspielern Jakob Zierer, Timi Lübbers, Simon Blaschke und Arturo Krauss… Sieben Jahre nach dem Wochenende in Schweinfurt.
Ich frage Stephan Köhler, den Trainer der 1. Herren nach dem Spiel gestern, ob er heute was für den Artikel sagen will? Das frage ich öfters, aber normalerweise ist seine Antwort lächelnd: „Zitier‘ die Jungs.“. Heute habe ich Glück, denn es ist das letzte Spiel der Saison und nach diesem lässt er sich immer zitieren – „Und, ist der Aufstieg die Riesen-Überraschung?“. „Jein“ ist seine Antwort, „Die 1. Herren haben schwere Jahre hinter sich mit einem großen altersbedingten Umbruch, der zu einigen Abstiegen geführt hat. Natürlich ist es schon das Ziel von Wacker höher als Oberliga zu spielen; allerdings ist es etwas überraschend, daß es jetzt schon geklappt hat und wir den ASV hinter uns lassen konnten“. „Warum?“. „Nach der Feld-Saison sind die normalen Prozesse losgegangen. Der ASV spielt jetzt 1. Regionalliga im Feld, bekommt somit viel mehr Wettkampf-Härte als wir zwei Ligen tiefer und zusätzlich wird man attraktiver für Neuzugänge, z.B. Hockey-spielende Studenten, die nach München kommen. Bei uns ging es durch den Abstieg erst einmal in die andere Richtung. So mussten wir z.B. zwei unserer besten Eigengewächse abgeben“. „Sauer darüber?“. „Nö, die Jungs sind im Guten gegangen und können ihre blauen Wacker-Wurzeln sowieso nicht vergessen – so wie die immer noch mitgefiebert haben jetzt bei unserem Aufstieg“.
Ich spreche ihn auf die Geschichte mit Jakob, Timi, Simon und Arturo an. Jetzt lächelt er:
„Spitzen Jungs – alle vier! Und sie stehen stellvertretend für ganz viele aus unserem Kader! Wacker ist und bleibt ein Verein, der auf die eigene Jugend bauen muß und vor allem bauen kann und darf. Wenn ich mir unseren Feldkader anschaue – da haben wir gut 20 Mann. 15 davon kommen aus der Wacker-Jugend, teilweise haben die schon als Minis zusammengespielt, kurz nachdem sie das Laufen gelernt haben. Und wenn man dann noch das Glück hat, daß diejenigen, die von außen dazu kommen, solch‘ starken Typen sind – wie jetzt z.B. unsere Hamburger, die Hannoveraner, der Darmstädter oder der Nürnberger -, dann hat man einfach eine richtig gute Mischung. Und wenn ich mir so die groben Studien-Pläne der Jungs anschaue, habe ich die Hoffnung, daß dies auch noch einige Jahre so bleibt“
„Und, wie geht…“ – meine Frage geht im Gegröle der Mannschaft unter. Stephan wird herbeizitiert – man hört vereinzelt Worte wie ‚Trainer‘ und ‚Bierdusche’….
Ich überlege, nach Hause zu gehen. Ach so! Das gestrige Spiel – falls es von Interesse ist. Der ASV legt natürlich sehr druckvoll los – aber die Wacker-Defensive steht. Drei Tore macht der ASV trotzdem bis zur Pause. Die Wacker-Herren halten gut dagegen, machen es aber vergleichsweise unnötig spannend – ihre Chancen-Verwertung in der ersten Halbzeit ist mit mangelhaft noch positiv umschrieben. „Wir hätten den Sack mit mindestens drei Toren in den ersten zehn Minuten schon zusammen können“, beschreibt Tobi Übelhör es richtig. Haben sie aber nicht, sondern nur ein mickriges Tor erzielt. In der zweiten Halbzeit steht es dann, wie oben erwähnt, kurzzeitig 1:4 für den ASV, es gibt auch noch weitere Ecken und einen Siebenmeter gegen unsere Herren, aber letztendlich ist es so wie immer: in der zweiten Halbzeit dreht unsere Mannschaft auf:
„Eigentlich ist es verrückt – wir steigen auf, da wir von zehn Spielen sechs gewinnen und zwei weitere unentschieden spielen. Zur Halbzeit lagen wir aber nur in zwei mickrigen Spielen vorne! Dafür gewinnen wir nach Toren – teilweise deutlich – neun von zehn zweiten Halbzeiten in dieser Saison“ schüttelt Fritz Schuchmann den Kopf nach dem Spiel. „Die echt von allen durchgezogene Konditions-Arbeit zeichnet sich halt aus“ dazu der trockene Kommentar von Clemens Twickler. Zwei Tore schießen unsere Herren noch in der zweiten Halbzeit und das es am Ende der Ausgleichs-Treffer nicht mehr wird, hat gestern dann auch keinen gestört – man merkte in den letzten Minuten einfach, daß er gar nicht mehr fallen braucht. Mit einer 3:4 Niederlage somit den Aufstieg realisiert!
An der Ausgangstür treffe ich Stephan Köhler doch noch: „Und jetzt, wie geht es weiter mit den Herren?“ „Jetzt sollen sie erst einmal ein paar Wochen Pause machen. Und danach versuchen wir, auch in der Feld-Oberliga anzugreifen. Momentan sind wir da Zweiter“. „Und Du selbst?“. Er zwinkert mit dem rechten Auge, „wenn alles gut läuft, sprechen wir noch einmal“ und dann geht er.